Die ersten Mikroprozessoren sind nicht für Computer im heutigen Sinne sondern für Gerätesteuerungen entwickelt worden. Bereits in den Siebzigern wurden fest verdrahtete Logiken durch Mikroprozessoren mit entsprechenden Algorithmen, d.h. Embedded Software, ersetzt. Intelligente Camcorder und Kameras, internetfähige Fernseher oder intelligente Waschmaschinen sowie anspruchsvolle elektrische Küchengeräte sind mittlerweile jedem vertraut. Im Auto gibt es eine Vielzahl von Einzelbauteilen mit Embedded Software die wir als solche gar nicht mehr direkt wahrnehmen. Es gibt Schätzungen, die über 95 % aller produzierten elektronischen Chips Embedded Systemen zuordnen.
Analog zu den Smart Sensors müssen auch Embedded Systeme immer stärker mit Ihrer Umwelt vernetzt werden. Die Kamera muss Ihre Filme und Bilder ins Internet, den Drucker oder an den Heim-PC schicken können. Analog müssen die in den Maschinen und Fertigungseinrichtungen enthaltenen Software-Funktionen in immer stärkerem Masse Daten zu Produkt- und Prozessdetails mit Ihrer Umwelt austauschen können, während die eigentliche Kernfunktion relativ stabil bleibt.
Durch die laufende Kostenreduzierung bei der Hardware, die mächtiger werdenden Entwicklungswerkzeuge und die komplexer werdenden Detailfunktionen der Geräte ist mit einem erheblichen Anstieg des Volumens an Embedded Software in allen Lebensbereichen zu rechnen. Ein moderner PKW enthält mehr als 100 Millionen Software lines of code (SLoC), verteilt auf etwa 80 Steuereinheiten die miteinander vernetzt sind.
Der Bereich der industriellen Fertigung folgt zwar mit einigem Abstand in Bezug auf Volumen und Komplexität, wird aber mittelfristig vergleichbare Komplexitätsgrade erreichen. Die Embedded Software stellt dabei einen "Digitalen Zwilling" der realen Maschine dar, der die Integration in die digitale Welt erst sinnvoll ermöglicht. Eine wesentliche Konsequenz daraus wird die stark ansteigende Notwendigkeit sein, die eingebettete Software mit den jeweiligen Detailparametern in angemessenen Zeiten, vielfach sogar in Echtzeit, zu versorgen. Die resultierende Gesamtkomplexität einer größeren Fabrikanlage wird mittelfristig nur beherrschbar sein, wenn Standards ähnlich Autosar im Fahrzeugbereich durchgängig eingesetzt werden.
Aus Sicht von Industrie 4.0 sind dabei die einzelnen Einrichtungen mit Embedded Software lediglich Objekte, deren Detailfunktionalität spezifisch zum jeweiligen Objekt entwickelt wurde und die inhaltlich außerhalb des Objektes nicht mehr nachvollziehbar ist. Embedded Software ist damit analog zu den Smart Sensors ein aus der Umgebung heraus nutzbares Objekt, das über vordefinierte Parameter oder Prozessfunktionen aus der Umgebung heraus parametrierbar ist.